Mittwoch 24. April 2024
Predigten

Gott ist keine Bücherweisheit, sondern lebendige Gegenwart unter uns!

(aus der Predigt von Abt Clemens zum Pfingstfest, 11. Mai 2008)

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Apostelgeschichte berichtet eine Episode von der 3. Missionsreise des Apostels Paulus vom Beginn seiner zweijährigen Missionstätigkeit in Ephesus. Dort traf er bei seiner Ankunft Jünger Johannes des Täufers und stellte ihnen die Frage: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?" Die Antwort: "Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt." (Apg 19,2)

Wir können und brauchen uns sicher nicht mit den 12 Johannesjüngern in Ephesus vergleichen, aber ich stelle die Frage: Haben Sie schon zum HeiligenGeist gebetet? Beten Sie zum Heiligen Geist? Haben Sie einen persönlichen Glauben an den Heiligen Geist, in dem Sinn, dass er Gott ist und zwar eine göttliche Person im dreifaltigen Gott?

Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen bezeugen, dass es sehr hilfreich ist zum Heiligen Geist zu beten.

Gerade an Pfingsten haben wir solche uralten Gebete: "Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein", die Pfingstsequenz "Veni Sancte Spiritus" oder ganz kurz als Stoßgebet die Worte: Komm, Heiliger Geist!

"Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt."

Wir dürfen und sollen uns aber an Pfingsten die Frage stellen: Wer ist das: der Heilige Geist? Ist er – wie Paulus an einer anderen Stelle der Apostelgeschichte erfährt – der „unbekannte Gott“? (Apg 17,23).

Die Hl. Schrift und die Liturgie der Kirche – besonders am Pfingstfest – sind voll von Antworten auf die Frage: Wer ist das, der Heilige Geist?

 

Zuerst die biblischen Lesungen des Tages. Ich möchte sie unter den Leitsatz stellen: "Die Pfingstgnade ist die Kraft des Geistes, in der wir stets neu beginnen können".

Von einem Neubeginn berichtet das Evangelium (Joh 20,21-23). Die Spendung des Heiligen Geistes durch den auferstandenen Christus am Abend des Ostertages: "Empfangt den Heiligen Geist". Es entsteht ein Zusammenhang zwischen dem Heiligen Geist, der Sündenvergebung und einem Neubeginn. Der Heilige Geist verbindet die Jünger für immer mit dem auferstandenen Herrn, er schafft eine erneuerte Welt durch die Vergebung der Sünden. "Die Pfingstgnade ist die Kraft des Geistes, in der wir stets neu beginnen können".

 

Nach dem in der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte gehörten bekannten Bericht über das erste Pfingsten in Jerusalem mit der Sendung des Heiligen Geistes mit Feuerzungen und unter Sturmes Brausen hält Petrus seine berühmte Pfingstpredigt. An deren Ende wird über die betroffene Reaktion der Zuhörer berichtet, denen die Worte des Petrus mitten ins Herz trafen: "Was sollen wir tun, Brüder?" "Kehrt um, und jeder lasse sich auf den Namen Jesu taufen zur Vergebung der Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen" (Apg 2,37f.).

Es entsteht ein Zusammenhang zwischen Taufe, Umkehr, Vergebung der Sünden und der Gabe des Heiligen Geistes. "Die Pfingstgnade ist die Kraft des Geistes, in der wir stets neu beginnen können".

 

Wichtig, ja hilfreich ist ferner die Zusage Jesu: "Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll" (Joh 14,16). Ein anderer Beistand: Bis jetzt war Jesus der Beistand seiner Jünger, nach dem Ende seiner sichtbaren Gegenwart ist der Heilige Geist unser Beistand, in der biblischen Sprache: der Paraklet, was so viel heißt wie Beistand, Helfer, Berater, Fürsprecher.

 

Im gleich folgenden Credo bekennen wir: "Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht" (Dominum et vivificantem), d.h. der Heilige Geist ist Herr, Gott, und er ist der Urheber des Lebens, "der lebendig macht" (Grosses Glaubensbekenntnis).

In den Wochen vor und nach Pfingsten wird das Sakrament der Firmung gespendet, das wir ausdrücklich das Sakrament des Heiligen Geistes bezeichnen. Bei der Firmspendung betet der Firmspender für die Firmlinge: "Sende ihnen den Heiligen Geist, den Beistand. Gib ihnen den Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, den Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht".

 

Pfingsten und Muttertag: Ist hier eine Brücke zu finden? Die Antwort lautet: leicht. Die erste Erwähnung des Geistes Gottes in der Bibel erfolgt in den Anfangsworten des Buches Genesis: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde... Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser" (Gen 1,1-2). Das hebräische Wort für "Geist" lautet "ruach" und dieses Vokabel ruach (Geist) ist feminin, nicht wie bei uns "der" Geist.

Nebenbemerkung: In Gott gibt es keine Geschlechtlichkeit, aber das weibliche Wort "ruach" drückt das Mütterliche in Gott aus. Wenn wir beten "Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft", denken wir an die Frauen, die uns das Leben geschenkt haben: unsere Mütter. Heute haben wir bewusst besonderen Anlass ihnen zu danken.

 

Wir feiern Pfingsten: das Fest des Heiligen Geistes. Gott ist keine Bücherweisheit, keine "fromme Lehre", sondern lebendige Gegenwart unter uns: Das feiern wir an Pfingsten. Gottes Geist sorgt dafür, dass immer wieder aus unseren verhärteten Herzen der Glaube aufbricht; dass mitten in Resignation und Angst Hoffnung und Zuversicht aufblüht; dass in aller Selbstsucht Liebe möglich wird. Diesen Geist Gottes, in dem wir stets neu beginnen können, feiern wir heute!

Heiliger Geist, du lebendiger Gott, du Kraft, die uns antreibt aufzubrechen, wo wir müde und träg beharren wollen, lass uns nicht in Ruhe, überwinde allen Stillstand, bring uns in Bewegung.

Ohne dich bewegt sich nichts, ohne dich bleibt alles beim alten. Aber mit dir und in der Schubkraft des Geistes bekommt neues Leben eine Chance für uns und die Mitmenschen.

Komm, du Hauch des Geistes, komm, du Sturm des Lebendigen, ergreife uns, dann wird diese Welt neu in dem kleinen Stückchen der Welt, das unser Leben ist!

Amen.


 

1. Lesung: Apg 2,1-11 - 2. Lesung: 1 Kor 12,3b-13 - Evangelium: Joh 20,19-23

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