Donnerstag 28. März 2024
Predigten

Maria ist der Mensch und das Paradebeispiel des Menschen!

(aus der Predigt von Abt Columban am Hochfest Mariä Himmelfahrt, 15. August 2009)

Meine lieben Schwestern und Brüder in Christus!

 

1. Seit Jahren verfolge ich mit Interesse das Forum Alpbach in Tirol, wo hochkarätig aktuelle Themen diskutiert werden - heuer z.B. das Thema "Vertrauen". Vergangenes Jahr war ein Thema dran, das sehr intensiv mit dem heutigen Festtag zu tun hat: "Wahrnehmung und Entscheidung".

Unser Leben besteht aus einer unglaublich großen Kette von Wahrnehmungen und Entscheidungen - Wahrnehmung im doppelten Sinn des Wortes: dass ich etwas überhaupt bemerke, dass es in mein Blickfeld kommt und dann, dass ich diese Wahrheit auch annehme.

Der heutige Festtag lädt mich ein, über die Wahrheit von mir als Mensch nachzudenken, meine existenzielle Wahrheit anzuschauen, in einer echten Selbstreflexion tiefer zu schauen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu bin ich da?

 

2. Das Fest Mariä Himmelfahrt transportiert eine Menge an Grundeinsichten in die Existenz des Menschen, die es wahrzunehmen gilt. Eine dieser Grundeinsichten ist die: Ich bin aus Gott und auf Gott hin angelegt. Diese Urgegebenheit nicht zu verbiegen, ist eine Konsequenz aus unseren Glauben an einen personalen Schöpfer. Gott ist für mich ein DU. Ich bin aus ihm und auf ihn hin angelegt - aus dieser Wahrnehmung heraus zu leben, bedeutet, dass mein Lebensweg immer wieder an die Frage stößt: Was führt mich zu Gott hin? Was führt mich von ihm weg? Das heißt im Klartext:

 

3. Ich brauche für meinen Lebensweg immer und immer neu Orientierungspunkte, die mir helfen zu unterschieden, was gut ist und was schlecht, was richtig ist und was falsch. Diese Orientierungspunkte engen mich nicht ein; sie ermöglichen, dass ich nicht in der Selbsttäuschung ende und in meiner eigenen Wahrnehmung fehlgehe. Diese Orientierungspunke sind unter anderem die Zehn Gebote, sind die Weisungen, die uns Christus mitgibt und die von der Kirche weitergegeben und bewahrt werden.

Es besteht immer die Gefahr, dass ich an diesen Orientierungspunkten vorbeilebe, dass mein Knopf nicht aufgeht, dass ich total eigenbestimmt, selbstbestimmt mein Leben gestalte und keine Instanz außerhalb von mir respektiere und anerkenne. Dass ich Gott demontiere, auch wenn ich ihn im Mund trage; dass ich die Kirche demontiere, weil sie mir unbequem ist, dass ich keinen spirituellen Einfluss bei mir zulasse: Diese Situation würde der hl. Augustinus als den "homo in se incurvatus" bezeichnen: als den Menschen, der in sich verkrümmt ist!

 

4. Maria ist für mich genau das Gegenteil davon. Sie ist für mich das Paradebeispiel des Menschen, der selbstbestimmt durch das Leben geht, dabei aber durch und durch "fremdbestimmt" ist, weil sie in Freiheit über sich bestimmten lässt: "Mir geschehe nach deinem Wort!"

Der französische Theologe Henri de Lubac hat einmal das bedeutsame Wort geprägt: "Es ist das Paradox des Menschen, dass er zu einer Vollkommenheit berufen ist, die er aus sich selbst heraus nicht erreichen kann." Der Mensch braucht die Gnade und ist angewiesen auf die Gnade. Wer in seinem Lebensentwurf diese Grundgegebenheit missachtet, wird gnadenlos scheitern.

Maria ist der Mensch und das Paradebeispiel des Menschen, der sich in Freiheit von der Gnade bestimmen lässt. Wo der Weg der Gnade endet, das zeigt das heutige Fest und unser Hochaltarbild.

 

 1. Lesung: Offb 11,19a; 12,1-6a.10ab - 2. Lesung: 1 Kor 15,20-27a - Evangelium: Lk 1,39-56

 

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