Freitag 19. April 2024
Predigten

"Ich stehe vor der Tür und klopfe an!"

(aus der Predigt von Abt Columban am Christtag, 25. Dezember 2009)

Liebe Schwestern und Brüder!

 

"Atomisierung" der Gesellschaft?

1. Bei einer Autofahrt vor ein paar Tagen habe ich ein Interview mit einem Physiker mitgehört, der vor kurzem ein neues Buch herausgegeben hat und sich darin mit einigen gesellschaftlichen Aspekten auseinandersetzt. Aus einigen seiner kritischen Bemerkungen ist mir eine hängengeblieben: Er hat aus seinen Beobachtungen der Menschen seiner Umgebung in Wien - z. B. in der U-Bahn - von einer "Atomisierung" der Gesellschaft gesprochen. Atome verbinden sich nicht, sie gehen keine chemische Verbindung ein, sondern bleiben vereinzelt, bleiben isoliert nebeneinander. - Aus meiner Sicht eine besorgniserregende Beobachtung, weil es dem sozialen Wesen des Menschen widerspricht, der auf Gemeinschaft angelegt ist und grundsätzlich in einer sozialen Vernetzung steht und auf diese angewiesen ist.

 

Nicht "Atomisierung", sondern "Trinitarisierung"

 2. Von diesem negativen Befund ausgehend wird uns erst recht bewußt und deutlich, daß die Botschaft von Weihnachten eine Kontrastbotschaft ist: Gott will nicht die „Atomisierung" des Menschen. Gott holt den Menschen aus seiner Isolierung heraus und lädt ihn ein zur Gemeinschaft mit ihm, und aus dieser Verbindung mit IHM wächst auch die Verbindung untereinander. Wer in seinem Leben die vertikale Dimension wegklappt, wird auch in der horizontalen Dimension Defizite orten.
Was uns heute in alter biblischer Sprache in der Weihnachtsbotschaft verkündet und weitergegeben wird, können wir schlicht und einfach so auf den Punkt bringen: Gott hat ein Herz für den Menschen, Gott hat Sehnsucht nach dem Menschen. ER hat ein Herz für mich, ER hat Sehnsucht nach mir!

 

Weihnachten - ein Fest der Freiheit!

3. Aus meiner Sicht ist Weihnachten deshalb ein Fest der Freiheit: Gott kommt in seiner souveränen Freiheit auf mich zu, er kommt in der Freiheit seiner unendlichen Liebe auf mich zu und will mein Leben mitleben..
Seine Freiheit, mit der ER auf mich zukommt und mich einlädt, SEIN Leben mitzuleben, braucht eine Antwort, braucht meine Freiheit, die IHN zuläßt, die es IHM gestattet, einzutreten, in dieses MEIN Leben hereinzukommen und präsent zu bleiben.
"Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreteten, und wir werden Mahl halten: ich mit ihm und er mit mir!" (Offb 3, 20) Gott lädt mich ein zur Gemeinschaft mit IHM, zur Communio mit Ihm, ER lädt mich ein, das Leben des dreifaltigen Gottes mitzuleben.
Es geht nicht um Atomisierung, sondern um Trinitarisierung der gesamten Schöpfung!


Glaube braucht Zeichen

4. Meine Freiheit auf IHN hin zu leben - das heißt schlicht und einfach: glauben! Dieser Glaube braucht Ausdruck, braucht Zeichen z. B. den regelmäßigen Gottesdienstbesuch, das Gebet und das besondere Zeichen des Kreuzes.
Ob morgen oder übermorgen in unseren Kindergärten und Schulen noch Kreuze hängen werden, wird nicht primär davon abhängen, ob die Gesetzgeber im Land oder in der EU pro oder kontra Kreuz sind, sondern ob unser gelebter Glaube an diesem zeichen unseres Glaubens festhalten will.
Es braucht eine neue Entschiedenheit für Christus! Ein weihnachtlicher Mensch verliert das "C" nicht aus den Augen, weil er weiß: in diesem Zeichen Christi - dem Zeichen des Kreuzes - vollendet sich die Liebe, die den Menschen sucht und ihm Hoffnung auf eine Fülle gibt, auf eine Vollendung, die alles menschliche Erahnen maßlos übersteigt. Das Wissen um diese Liebe ist letztlich der Grund, warum wir alle Weihnachten so sehr lieben! Amen!


 

 1. Lesung: Jes 52,7-10 - 2. Lesung: Hebr 1,1-6 - Evangelium: Joh 1,1-18

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