Donnerstag 25. April 2024
Predigten

"Leben in Fülle" heißt: Ich darf das Leben des ewigen Gottes mitleben!

(aus der Predigt von Abt Columban zum Titelfest der Abteikirche, am 15. August 2010)

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Im Laufe des Kirchenjahres erleben wir viele Feste und Ereignisse, bei denen nicht immer sofort klar ist, was sie mit unserem Leben zu tun haben. Beim Erntedankfest oder bei den Bittprozessionen im Frühjahr ist es evident, worum es geht. Schwieriger wird es schon bei anderen Festen – etwa Pfingsten oder Fronleichnam. Da besteht Erklärungsbedarf. Möglicherweise ist für manchen von uns auch beim heutigen Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel diese Frage im Raum: "Was hat das mit meinem konkreten Leben zu tun?"

 

Endlichkeit des Lebens

In diesen Tagen sind die Salzburger Hochschulwochen zu Ende gegangen, die sich mit einem bemerkenswerten Thema auseinandergesetzt haben: "Endlich! Leben und Überleben."

Theologen, Philosophen, Naturwissenschafter und Politiker haben dieses Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Das Wissen um die Begrenzheit des Lebens, um die Endlichkeit des Lebens kann ja sehr unterschiedlich bewertet werden. Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser zum Beispiel kann der Endlichkeit des Lebens durchaus etwas Positives abringen: "Unsere Endlichkeit ist auch eine Einladung zum Leben. Es ist Appell, endlich anzufangen, wirklich zu leben."

 

Endlichkeit löst Angst aus

Diese positive Sicht der Endlichkeit überrascht und war sicherlich nicht die Sicht der Vergangenheit und ist aus meiner Warte auch nicht die Sicht der Mehrheit in der Gegenwart. Das Faktum der Endlichkeit löst bei vielen Angst aus. Der Theologe Klaus Müller aus Münster hat in Salzburg behauptet, dass die Angst vor der Endlichkeit zu einer enormen Beschleunigung des Lebensrhythmus geführt hat, die auch ein nicht zu unterschätzendes Potential an Sucht enthält: "Weil sich die Sterblichkeit nicht abschütteln lässt, wird beschleunigt. Durch Geschwindigkeit wollen wir unsere Endlichkeit überspringen."

Etwas anders, aber unmissverständlich hat es der Wiener Kabarettist aus den fünfziger Jahren Helmut Qualtinger in einem Lied auf den Punkt gebracht, wo er einem Motorradfahrer die Worte in den Mund legt: "Wir wissen nicht, wo wir hinfahren, aber dafür sind wir g’schwinder dort!"

 

Antwort auf die Endlichkeit: Fun-Gesellschaft

Die Angst vor der Endlichkeit führt dazu, dieses Leben in vollen Zügen auskosten zu wollen. "Was zählt, ist nur, das Leben für sich zu leben, in diesem kurzen Augenblick des Lebens alles zu nehmen, was wir kriegen können. Was zählt, ist nur Konsum, Egoismus und Vergnügen." (Benedikt XVI.) Die Erlebnisgesellschaft, die "Fun-Gesellschaft" ist permanent damit beschäftigt, Ablenkungen für uns zu gestalten, weiß aber offensichtlich selbst nicht mehr, wovon sie ablenkt. Die Innenseite der Spaßgesellschaft ist aber nicht selten Verzweiflung, Sinnlosigkeit, Orientierungslosigkeit.

 

Leben in Fülle

Kommen wir zurück zur anfänglich gestellten Frage: "Was hat das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel mit meinem konkreten Leben zu tun?"

Es ist die Antwort Gottes auf die Endlichkeit des Menschen. Es sagt mir, dass mein Leben nicht endlich ist, sondern auf Unendlichkeit angelegt ist; dass mein Leben von seiner Grundkonzeption her auf eine Dimension angelegt ist, die meine Endlichkeit übersteigt. Sagen wir es in aller Deutlichkeit: Ich gehe auf den Himmel zu! Himmel meint im biblischen Sinn immer ein "Leben in Fülle". Jesus sagt: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!" (Joh 10)

Mein Leben ist angelegt auf die Dimension der Fülle: es soll und wird erfüllt sein mit Liebe, mit Glück, mit Frieden, mit Gesundheit - mit Heil.

Im Unterschied zum vergänglichen Leben mit seinem Vorzeichen "endlich" dauert dieses "Leben in Fülle" ewig – wobei niemand von uns "Ewigkeit" denken kann, weil das keine menschliche Denkkategorie ist. Dieses "Leben in Fülle" dauert ewig – d.h. es ist grenzenlos, ohne Abbruch, ohne Ausgeliefertsein an das Vergehen, an Leid, an Tod und Verwesen. "Leben in Fülle" heißt: Ich darf das Leben des ewigen Gottes mitleben!

 

Fest der Hoffnung

Deshalb gibt uns das heutige Fest Hoffnung, weil die Aufnahme Mariens in den Himmel die Hoffnung auf die Auferstehung für alle einschließt. "Maria hat den Tod hinter sich gelassen; sie ist ganz mit dem Leben bekleidet." (Benedikt XVI.)

Der Blick auf Maria, die aus der Endlichkeit in die Unendlichkeit, in die Ewigkeit Gottes hinübergewachsen ist, befreit von der Angst der Endlichkeit und von der Angst, zu wenig zu haben und zu wenig zu sein.

Der Blick auf Maria gibt uns Hoffnung! Amen.

 

1. Lesung: Offb 11,19a; 12,1–6a.10ab - 2. Lesung: 1 Kor 15,20–27 - Evangelium: Lk 1,39–56
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