Freitag 19. April 2024
Predigten

Auferstehung heißt: der Leib hört als Grenze auf!

(aus der Predigt von Abt Columban zu Fronleichnam, 3. Juni 2010)

Liebe Brüder und Schwestern!

 

1. Am heutigen Fronleichnamsfest lade ich Sie ein, mit mir ein wenig über den liturgischen Vorgang nachzudenken, der sich bei der Spendung der Eucharistie jedes Mal ereignet. Der Priester reicht mir das eucharistische Brot mit den Worten: "Der Leib Christi", und ich antworte: „Amen.“

 

Wie ist der Ausdruck "Leib" zu verstehen? Was meint er? "Cottidie vilis" – wir sind sicher versucht, gerade auch beim sehr häufigen Kommunionempfang in Routine zu verfallen. Daher: Was meint der Ausdruck "Leib Christi"? Das Wort "Leib" meint in der Sprache der Bibel nicht einfach den Körper im Gegensatz etwa zum Geist. "Leib" bezeichnet in der Sprache der Bibel die ganze Person, in der Leib und Geist untrennbar eins sind. "Das ist ein Leib" heißt also: "Das ist meine im Leib wesende ganze Person."

 

2. Wie aber diese Person geartet ist, die wir im eucharistischen Brot empfangen, erfahren wir aus dem deutenden Zusatz der Wandlungsworte "der für euch hingegeben wird"; d.h. diese Person ist mit ihrer ganzen Existenz "Sein für andere". Sie ist in ihrem innersten Wesen das "Sich-Austeilen", das "Sich-Verschenken". Das ist ihre innerste Bestimmung.

 

3. Bleiben wir noch ein wenig beim Gedanken des "Leibes" und versuchen wir von unserer eigenen Leiberfahrung auszugehen. Wenn wir über unseren Leib nachdenken, werden wir bemerken, dass unser Leib eine gewisse Gegensätzlichkeit in sich trägt. Einerseits ist er Leib eine Grenze, andererseits ist er Brücke.

 

Grenze ist der Leib dort, wo er uns von anderen abschließt. Unsere Körpersprache macht das an vielen Stellen unseres Lebens deutlich: Faust, Zunge, Schulter, Rücken ... Der Leib ist also etwas, das uns voneinander trennt und es mit sich bringt, dass wir einander auch irgendwie fremd sind. Wir können nicht in den anderen hineinschauen – die Leibhaftigkeit verdeckt sein Inneres; er bleibt uns verborgen. Der Leib ist also offensichtlich Grenze, die uns undurchsichtig, undurchdringlich füreinander macht, die uns nebeneinander stellt und uns verwehrt, einander zuinnerst zu sehen und zu berühren.

 

Der Leib ist aber auch Brücke. Und wahrscheinlich leben wir unseren Leib häufiger als Brücke denn als Grenze: Hand, Lächeln, Zuwendung, Kuss, Blick, Intimität … Durch den Leib hindurch begegnen wir einander, durch den Leib kommunizieren wir in der gemeinsamen Materie der Schöpfung. In der Art und Weise, wie der Leib agiert, wird offenbar, wer und was der andere ist.

 

Wir sehen: Der Leib ist beides Grenze und Brücke. Deshalb können wir den Leib auch in beide Richtungen leben – mehr zur Grenze hin, zur Versperrung oder zur Brücke, zur Gemeinschaft, zur Communio hin.

4. Man kann die Leiblichkeit im Extrem so sehr Richtung Egoismus leben, dass nur noch Grenze bleibt und keine Begegnung mit dem anderen sich auftut. Da gibt es keine Begegnung mehr, da darf niemand an dem verschlossenen Inneren rühren.

Man kann den Leib aber auch genau in die entgegengesetzte Richtung leben: als Sich-Öffnen, als Frei-Werden des Menschen, der sich mitteilt. Wir alle wissen, dass es auch dieses gibt: dass wir über Grenzen hinweg inwendig einander berühren, einander nahe sind.

 

5. Erst jetzt sind wir vorbereitet, in seiner ganzen Tiefe das Wort "Leib Christi" aufzunehmen und Zugang zu finden: Der Leib, den wir in der Eucharistie empfangen, ist der Auferstehungsleib Christi. Auferstehung heißt: der Leib hört als Grenze auf, und es bleibt von diesem Leib nur noch das, was an ihm Brücke ist, Communio. Jesus konnte deshalb auferstehen, weil er als der Sohn und als der am Kreuz Liebende ganz der geworden ist, der sich hingegeben hat – der radikalste Liebe ist.

Auferstehung heißt, kommunikabel sein, offen sein, sich verschenken. Als solcher ist er mit seiner ganzen Person in der Eucharistie präsent, da, erfahrbar.

 

6. Kommunzieren heißt dann: Ich trete mit Jesus Christus in Kommunion ein. Was uns in der Eucharistie gereicht wird, ist nicht ein Stück Körper, ein Stück Materie, nicht eine Sache – sondern ist ER selbst, der Auferstandene, die Person, die sich uns mitteilt in ihrer Liebe, die durch das Kreuz hindurchgegangen ist. Kommunizieren ist demnach ein zutiefst persönlicher Vorgang: Ich trete in den Herrn hinein, und er tritt in mein Leben hinein. Das sollten wir einmal mehr bedenken, wenn wir auf das Wort des Priesters "Der Leib Christi" unser "Amen" sagen. Amen.

 

1. Lesung: Gen 14,18-20 - 2. Lesung: 1 Kor 11,23-26 - Evangelium: Lk 9,11b-17
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