Freitag 26. April 2024
Predigten

Wir sind ihm nicht egal, er sorgt für uns!

(aus der Predigt von Subprior P. Franz am Gründonnerstag, 1. April 2010)

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Mit der Messe vom Letzten Abendmahl beginnen die drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn. Jetzt feiern wir die Erinnerung an das Letzte Abendmahl (und auch an die Todesangst Jesu am Ölberg und seine Gefangennahme). Wir feiern, was Jesus damals gemacht hat. Wir haben das gerade gehört: Jesus hat damals - wie üblich - ein Paschamahl gefeiert. Aber es war auch etwas Außergewöhnliches dabei, etwas das nicht zu einem üblichen Paschamahl gehört hat.


Normalerweise ist damals bei einem solchen Paschamahl die ganze Familie zusammengekommen - alles im eigenen Haus, also nicht in einer Synagoge - es war eine häusliche Feier; man hat - wie in der hl. Schrift und der damaligen Überlieferung vorgeschrieben - das Paschalamm, Bitterkräuter, ungesäuertes Brot usw. gegessen; das Ganze in einem liturgischen Rahmen mit Gesten und Gebeten. Man hat sich an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert, man hat sich an alles erinnert, wobei Gott seinem Volk die Freiheit geschenkt hat; geendet hat diese Feier dementsprechend mit dem großen Lobgesang (dem Hallel); denn wenn Gott so viel für uns getan hat, dann müssen wir ihm ja danken.


Die Lesung erzählt vom Auszug aus Ägypten und vom ersten Paschamahl - und sie hat mit den Worten abgeschlossen: "Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel" (Ex 12,14). Und an diese Tradition haben sich die Juden bis heute gehalten - auch heute kann man es noch erleben, sogar in solchen jüdischen Familien, die sonst nicht sehr religiös sind. "Das Paschafest ist wohl das innigste Fest des Judentums. Es hat seinen festen Platz in den jüdischen Familien, auch wo sie in der Zerstreuung leben" (Baumann, Arnulf H. (Hg.), Was jeder vom Judentum wissen muss, (GTB 788), Gütersloh, 5. Aufl., 1990, 72; 85).

 

Beim Letzten Abendmahl Jesu war es auch nicht viel anders. Jesus hat freilich nicht mit seiner Familie gefeiert, sondern mit seinen Jüngern, seinen ständigen Begleitern. Es heißt in der Hl. Schrift, dass die Jünger ein Obergemach für diese Feier vorbereitet, hergerichtet haben. Das letzte Abendmahl Jesu ist aber nicht ganz so wie immer üblich abgelaufen. Da hat es dabei einige Besonderheiten gegeben: Zwei wichtige Besonderheiten möchte ich nennen: Jesus hat am Beginn den Aposteln die Füße gewaschen - etwas was der Hausvater, der Leiter der Paschafeier sonst nicht gemacht hat. Die Jünger haben das auch nicht so recht verstanden. Sie haben sich gefragt, was das bedeuten soll - Petrus hat die Frage ausdrücklich an Jesus gerichtet (vgl. Joh 13,6).

 

Und die zweite (die große) Besonderheit - sie ist in raschen Worten erzählt: Nach dem Mahl hat Jesus nicht sofort mit dem Lobgesang weitergemacht, wie es üblich gewesen wäre. Sondern er hat Brot genommen und zu seinen Jüngern gesagt: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird." Dann hat er einen Kelch mit Wein genommen und hat gesagt: „Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird." Er hat das Brot und den Wein an seine Jüngern ausgeteilt und er hat hinzugefügt: "Tut das zu meinem Gedächtnis, zum Gedenken an mich." (vgl. Lk 22,14-20 parr.)

Diese beiden Besonderheiten sagen sicher sehr viel aus: Sie sagen etwas darüber aus, wie Gott zu uns ist, und sie sagen natürlich auch etwas darüber aus, wie wir zu Gott und wie wir zu unseren Mitmenschen sein sollen.
Die erste Besonderheit: Die Fußwaschung: Das war damals - Sklavendienst oder ein Dienst für einen Angestellten, eher eine "Schmutzarbeit"; und dass der Hausvater das gemacht hätte, war recht unüblich. Jesus zeigt damit, dass er einer ist, der den Menschen dienen will - natürlich kann da nicht dienen in dem Sinn gemeint sein, dass man sich ausnutzen lässt, sondern dass man dem anderen wirklich dient, wirklich nützt, für ihn da ist. Gott ist sozusagen bereit, dass er sich beim Umgang mit uns auch "schmutzig macht" - aber natürlich will er uns dadurch rein machen und uns wirklich dienen.

 

Gleichzeitig ist das auch ein Aufruf an uns, dass wir uns gegenseitig dienen - und wieder Dienen nicht im Sinn von Ausnutzen-Lassen, sondern im Sinn, dass man dem Nächsten wirklich nützt, wirklich dienlich ist. Das heißt auch, dass wir uns dabei auch für die anderen "schmutzig machen", dass wir z. B. gutmachen helfen, was andere falsch gemacht haben. Und davon hören wir in den letzten Tagen viel. Die Fehler, die Verfehlungen, anderer auszubaden ist nichts Angenehmes. Das Füßewaschen ist auch nichts Angenehmes - und Jesus ist bei weitem nicht beim Füßewaschen stehen geblieben. Sein Dienst geht so weit, dass er die Sünde der Menschen auf sich nimmt, dass er sie "ausbadet" (vgl. auch Mt 20,28). Dadurch ist er ein Ansporn für uns alle, dass wir an den Fehlern und Verfehlungen der anderen mittragen - und nicht nur ein Ansporn sondern auch ein Trost. Denn dieses Mittragen ist ein Dienst, für den sich auch der menschgewordene Gott nicht zu schade war und nicht zu schade ist.

 

Das war die erste Besonderheit bei diesem Letzten Abendmahl, die Fußwaschung. Die zweite Besonderheit - die Worte über Brot und Wein - weist in dieselbe Richtung: In der Vorahnung, im Vorauswissen, die Jesus hat, dass er bald nicht mehr unter den Jüngern ist - sein Leiden und sein Tod steht bevor -, in dieser Vorahnung, möchte Jesus den Jüngern eine Möglichkeit, eine Gelegenheit geben, dass sie ihn immer bei sich, in ihrer Mitte haben können. Und das geschieht nicht durch irgendetwas Schwieriges, z. B. das man nur an einem bestimmten Ort tun könnte, oder nur zu einer bestimmten Zeit, oder durch etwas, das nur einigen wenigen Menschen möglich wäre, oder wofür umfangreiche Vorbereitungen nötig wären. Nein, die Möglichkeit, dass sie ihn immer bei sich haben, geschieht so, dass die Vorbereitungen denkbar einfach sind: Brot und Wein und natürlich die Gemeinschaft der Glaubenden.

 

Jesus wollte es damals den Jüngern also leicht machen, dass sie ihn in ihrer Mitte haben können; und er will es damit auch uns machen, dass wir ihn in unserer Mitte haben. Gott will für uns kein ferner Gott sein, dem wir Menschen egal sind; nein, er möchte bei uns sein, und er möchte das auch zeigen.


Für uns heißt das sicher auch, dass wir dieses Angebot Gottes sozusagen ausnützen können, und auch ausnützen müssen: die Feier der Eucharistie, die Feier der Hl. Messe. Dass wir uns aus dieser Feier die Kraft holen, dass wir uns in ihr erinnern: Gott ist in unserer Mitte - wir sind ihm nicht egal, er sorgt für uns - dass wir uns so aus der Feier der Eucharistie, der Hl. Messe Kraft holen können.

 

Die beiden Besonderheiten beim Letzten Abendmahl, die Fußwaschung und die Worte „Das ist mein Leib, mein Blut", diese beiden Besonderheiten zeigen uns: Gott will uns dienen und Gott will uns nahe sein. Und dafür dürfen wir heute danken.

 

1. Lesung: Ex 12,1-14 - 2. Lesung: 1 Kor 11,23-26 - Evangelium: Joh 13,1-15
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